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Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Samstag
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Ich nehme an folgenden Elementen des Turnier teil:

Buhurt

Tjost

Fußkämpfe der Herausforderungskämpfe



Ich bevorzuge das dass Ergebnis eines Kampfes im Turnier durch folgendes entschieden werden sollte.   "Das Können der Kontrahenten sollte über den Ausgang des Kampfes bestimmen."  
Ich nehme am Turnier teil weil:  ...weil ich gewinnen will!  
Ich wünsche mir für das Turnier:  ..., dass es so gut wird wie die letzte Turney und dass es weniger 'höfisches Geschranze' gibt!  




Höchst inoffizieller Reisebericht

des Valentin von Hohenwart, Rostigster Ritter Allerlands, Glühwürmchenkämpfer und Verfasser der 1. Leseprobe des unveröffentlichten Werkes: „Kurzweyl für Weitgereiste - Satt durchs Reich“ , mit Bewertung der kulinarischen Köstlichkeiten der meisten Burgen Allerlands (+Vergabe Valentänscher Sterne), Karten und Pläne der Speisekammern, Verhaltensregeln um nicht rauszufliegen, Tagesetappen mit lahmem Pferd, 50 Galante Ausreden nicht zu tanzen oder wie vermeide ich eine Queste und vieles mehr! Ein Buch, das kurz nach seiner Veröffentlichung sicherlich zum 2. Standartwerk, neben dem Codex, für jeden fahrenden Ritter Allerlands werden wird.

Die große Turney Der Fürstbischof von Rosen aus Normond, nebst seiner Gemahlin, hatte ja zu einer Turney eingeladen. Mich hat da so ein bisschen gewundert: Seit wann haben Bischöfe denn Frauen?! Ich meine neben der Haushälterin. In Allerland gibt es –soweit ich das weiß- in der Kirche dieses Zölibat. Da halten sich die Geistlichen dran. Ich kenn mich da ja nicht so aus, aber ich denke, das ist bei den Wahrern auch so. Hmmm, um die ist es ja ziemlich ruhig geworden - egal. Da muss ich jetzt zugeben, bei den Arradach weiß ich’s auch nicht so genau. Ich habe aber schon Arradach als Paar zusammen arbeiten sehen. Ob sie nun verheiratet waren oder nicht, das weiß ich nicht. Auf jeden Fall verheiraten sie aber andere. Sogar fernab unserer Heimat, wenn die Situation keinen Aufschub zulässt. Und das war wohl so bei Conrad und Imelda. Die arme Imelda hat immerhin ein paar Jahre ausharren müssen, bis sie ihren Göttergatten endlich ehelichen konnte. Da kann jeder verstehen, dass sie sofort zugeschlagen hat, als sie Witterung wieder aufgenommen hatte. Eine typisch wölfische Dame. Doch ich greife meinen Erzählungen etwas vor. Eines nach dem Anderen. Nur eins noch: Insgesamt muss ich hier noch mal feststellen, dass Damen, Heirat, Minne und Hochzeiten ein Thema sind, in dem ich mich noch nicht so gut auskenne. Na ja, ein ganz bisschen schon, zumindest in der Minne, aber ich habe noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. Wir sind ja auch auf eine Turney gegangen, um uns in mannigfaltigen Disziplinen zu messen und stetig dazuzulernen und uns zu verbessern. Jetzt habe ich bereits in den Thaskarkriegen und bei Herzog Roland von Hauenstein und seinen (von mir nie gefundenen) Grenzstreitigkeiten meine Kampfeskunst verbessern können. Also dachte ich mir, für diese Turney einmal meine minniglichen Defizite anzugehen. Eine große Turney eignet sich da ja immer hervorragend, da sich zu solchen Ereignissen meist eine weit gereiste, äußerst kritische Damenschaft einfindet. Wieder zurück zu der Reise: Nachdem, wie bereits erwähnt, der Fürstbischof von Rosen aus Normond, nebst seiner Gemahlin, zu einer Turney eingeladen hatte, machte sich der König darselbst, gemeinsam mit etlichen Damen des Reiches, einer stattlichen Anzahl an Rittern – zwei darselbst Herzöge - und einem doch längerem Tross an Gefolge auf, dieser Einladung zu folgen. Einer der mitreisenden Ritter war meine Person. Ich bin ja nur ein fahrender Ritter, aber weil mein Knappe gerade in der Falkenfurter Garde seinen Dienst tut, und man immer Gefolge auf einer Turney braucht, bin ich noch eben bei der Burg meiner Mutter vorbei und habe einen Waffenknecht mitgenommen. Dazu habe ich festgestellt, dass Waffenknechte auch echte Vorteile haben gegenüber Knappen. Dafür wollen sie halt auch Bezahlung. Ein Problem, das mir nicht immer so einfach von der Hand geht wie manchen meiner Ritterbrüder. Ich hatte also Ingolf, meinen Waffenknecht dabei, damit ich überhaupt Gefolge hatte. Dazu kann so ein Waffenknecht hervorragend die ganzen Waffen tragen, und da ich außer Waffen und Rüstung eh nichts groß besitze, ist das eine beträchtliche Hilfe. Da die Dame Franziska auch dabei war, musste ich nicht mal ein Zelt mitschleppen. Ich begleite die Gräfin auf Auslandsreisen. Ich weiß noch: Früher, zu meiner Zeit als Page und Knappe, galt die Dame Franziska immer als eine der anstrengenderen weiblichen Persönlichkeiten in Allerland. Von der Warte eines Ritters hingegen ist die Gräfin eine der angenehmsten Begleitungen der gesamten allerländischen Damenschaft; besonders auf Reisen: Sie weiß was sie will, kann auf sich selbst aufpassen und kann sich selber beschäftigen. Kurz: Sie ist eigenständig und benötigt nur manchmal etwas Rückendeckung. Leider tanzt sie etwas viel. Nachdem ich dafür gesorgt hatte, dass unser Zelt aufgebaut wurde, schaute ich mich ein wenig um. Jede Menge edle Herrschafen waren dem Rufe der Turney gefolgt. An die einhundert Ritter sollten an der Turney teilnehmen. Aus den halben Mittellanden sind Gäste angereist. Dennoch kam es mir so vor, als sei unser Lager eines der größten. Gut, bei uns hat sich ja auch der König daselbst auf die Reise gemacht. Doch es war nicht der einzige königliche Gast. Die Königin Vivienne von Galadorn ist ebenso angereist und König Hector aus Beilstein war auch da. Daron, der Knappe von Friedrich, kümmerte sich erst mal um den Schriftkram für alle, um uns bei den verschiedenen Disziplinen anzumelden. In Sachen Schriftkram ist Daron schon eine Klasse für sich. Deshalb stellte sich für die anwesenden Ritter im Verlauf der Turney die Frage, ob die Ritter-Laufbahn für Daron überhaupt die Richtige sei, zumal er selbst immer wieder daran zweifelt. Aber das ist wiederum ein völlig anderes Thema und obliegt in erster Linie Friedrich, seinem Rittervater. Ich wollte mich in Schild und Schwert und dem Tjosten versuchen, wobei ich mir beim Tjosten ganz gute Chancen ausrechnete, und beim Schild und Schwert eher davon ausging, nicht über die erste Runde hinaus zu kommen. Weit gefehlt; beim Tjosten trat ich gegen Eik von den Marschen an. Ein Galadorner Ritter mit Schneid. Der hob mich aus dem Sattel, und damit war’s das mit dem Tjosten. Auch beim Schild und Schwert lief es anders als erwartet. Aber dazu später. Zuerst waren nämlich die Helmschau und die Wahl der Protector Honoris. Der Ablauf der Helmschau ist ja klar. Protector Honoris - das war uns neu. Das sollten Ritter sein, die sich den Angelegenheiten der Damenschaft besonders annehmen, und das passte genau in meinen Plan, meine minniglichen Defizite anzugehen. Also stand für mich fest, zu versuchen, ein solcher Protector Honoris zu werden. In Allerland gibt es ja für so was den Rosenritter. Der ist jetzt aber schon vom Greifenstein dauerbelegt, und keiner kann ihm diese Bürde, äh Würde, streitig machen. Bekanntlich ernennt die Königin den Rosenritter – ha, merkt ihr was? Sicherer Posten. Dabei wurde er ja mal kurz abgelöst, nachdem Dulchinea keine Königin mehr war, Raban, ihr Gatte auch nicht mehr König war, und Helmbrecht frisch geheiratet hatte, gab’s natürlich einen neuen Rosenritter. Irgendeiner aus Vallconnan. Na ja, und als Gastarbeiter hatte der natürlich erst mal einen Zeitvertrag. Da die Königin dann kurz darauf verstarb, und für den Ritter die Probezeit noch nicht um war, wurde der Ritter wieder nach Vallconnan abgeschoben. Da Vallconnan mit Allerland verbündet ist, konnte er nicht einmal Asyl beantragen. Wahrscheinlich wollte er eh wieder nach Hause. Zwischen Raban und Helmbrecht war ja auch noch Roland kurz dran. Christin Charlotte hatte sich aber, glaub ich, nie die Mühe gemacht, einen Rosenritter zu ernennen. Die hilft sich, so vermute ich, meistens lieber selbst. Als Rodderic mal kurz gekürt, aber nicht gekrönt war, war er noch gar nicht mit Serafina verheiratet. Folglich war das Thema Rosenritter damals gar nicht im Gespräch. Dafür hat Serafina auf Liebenstein einen schönen Rosengarten. Zurück zu Greifenstein. Verlieren kann Greifi den Titel des Rosenritters eigentlich gar nicht, dennoch trainiert fast ständig: Erst reitet er sich ziemlich tief rein, und dann reißt er’s durch Charme wieder raus. Irgendwie muss er ja die hohen Wellen in den Fettnäpfchen wieder glätten. So viele Fettnäpfchen gibt es in den entlegeneren Regionen von Wolfengrund gar nicht, dass ich in diesem Maße das Reinstiefeln und Rausreißen üben könnte. Selbst bei meinem vielen Rumreisen als fahrender Ritter… die meisten Fettnäpfchen sind schon besetzt, bis ich da bin. Ich sage da nur: Die Wilshore-Brothers; und die Familie wird ja immer größer. Lange Leute sind da eben manchmal etwas langsam. Kein Wunder, dass meine Rüstung immer so schnell rostet, so ungefettet. Nun ist auch noch Conrad zurück. Das werden fettnäpfchenfreie Zeiten; meine arme Rüstung! Zurück zur Turney: Wir alleländischen Ritter beschlossen, nur einen Allerländer als Protector Honoris aufstellen zu lassen. Conrad wollte aber auch, und da es so schien, dass sich kaum andere Ritter haben aufstellen lassen, stellten wir uns beide auf. Letztlich waren aber dann doch 10 Kandidaten da. Im Unterschied zu Conrad setzte ich mich aber bei der Wahl durch! So kam es, dass ich tatsächlich ein Protector Honoris auf dieser Turney war. Neben der Ehre und dem Ansehen steckten aber auch eine ganze Menge zeitraubender Aufgaben hinter diesem Titel. Deshalb hätte ich fast meine Teilnahme an den Kampfdisziplinen zurückgezogen, aber der König ließ es nicht zu. ‚Das schafft Ihr schon, Valentin,’ waren seine Worte, die jegliche Diskussion im Keim erstickte, als ich ihn fragte. Fragen musste ich wohl, denn auf unserer letzten Ritterrunde meinte Helmbrecht, er erwarte von einem jeden allerländer Ritter, dass er seine Kraft in der Turney messe, wenn er mit in der Reisegruppe sei. An uns Protector Honoris wurden die verschiedensten Dinge herangetragen, in denen die anwesende Damenschaft Unterstützung wünschte. Das ging von kleinen Fauxpas’ bis hin zu richtig großen Schnitzern. Näher kann ich darauf natürlich nicht eingehen, da es doch einem ehrhaften Verhalten unterliegt, darüber zu schweigen. Was ich nicht für ungebührlich zu erwähnen halte, ist die Tatsache, dass es unter uns Protector Honoris unterschiedliche Meinungen zu ehrenhaften Verhaltensweisen gab. Es gab derer drei, die eine sehr höfische Ansicht der Ehrung von Damen hatten. Die verbliebenen zwei Protector Honoris vertraten eher eine Richtung der Ehrerbietung, die sich nicht so sehr nach den Gepflogenheiten des französischen Hofes richtete. Wäre es nicht oberflächlich abwertend, würde ich hier erwähnen, dass ich es nicht für notwendig halte, sich die Afterballen zu pudern. Nach einiger Zeit kam ich zu dem Schluss, dass diese unterschiedlichen Ansichten nicht nur unter uns fünf vorherrschten, sondern sich durch die gesamte anwesende Gesellschaft auf dieser Turney fortsetzte. Man merkt daran, dass die Kultur in den Mittellanden sehr vielseitig und facettenreich ist. Es gab einfach häufig zwei verschiedene Meinungen, was denn jetzt minniglich oder ehrenhaft sei. Das galt nicht nur für uns Protector Honoris, nein, es galt, wie gesagt, auch für die restlichen Ritter-, und ebenso für die Damenschaft. Dieser Umstand gipfelte im Gestampfe oder Buhurt. Hier hatte unser König von Allerland, als Gast, den Gastgeber, Fürstbischoff von Rosen, zum Buhurt gefordert. Beide „Parteien“ suchten sich möglichst viele Verbündete um in dieser simulierten Feldschlacht als Sieger vom Plane zu schreiten. Verbunden war das noch mit einem Spiel, welches während den Tagen vor dem Buhurt stattfand, um herauszufinden, auf welcher Seite die Protector Honoris mitstreiten sollten. Bei der Durchführung des Buhurts gingen aber die Meinungen über den Ablauf auseinander. Die Ritterschaft auf Seiten der Gastgeber wollte, dass ein jeder Ritter einen gegnerischen Ritter auf dem Felde fordert, um dann einen möglichst ehrenhaften Zweikampf darzubieten. Die Herausforderer wollten eine Schlachtformation darbieten. An dieser Stelle stellte sich für mich die Frage, was denn bei einem Buhurt zur Kurzweil der Gäste gezeigt werden sollte. Hier unterschied sich meine Meinung, wie bereits in etlichen Fällen vorher, von der Meinung dreier Protector Honoris, und ich wurde –wie bereits häufiger im Vorfeld- überstimmt. Nach meiner Meinung dient ein Gestampfe nicht der Darstellung von Zweikämpfen. Diese sind bereits während den Kampfdisziplinen Schild und Schwert und Bidenhänder zu Genüge und zu aller Kurzweil gezeigt worden. Ein Buhurt dient der Darstellung einer Feldschlacht, in der es gilt, Taktik und Zusammenspiel der Ritter unter Beweis zu stellen. Gerade die Damenschaft hat normalerweise nicht die Möglichkeit, eine Feldschlacht in Augenschein zu nehmen, da es bei regulären Schlachten natürlich viel zu gefährlich wäre. Deshalb, so denke ich, wurde der Buhurt auf einer Turney überhaupt ins Leben gerufen. Gäbe es hier nur Zweikämpfe, könnte man das Gestampfe auch weglassen, denn bei den regulären Kampfesdisziplinen sind diese deutlich besser zu betrachten. Schließlich geht es auch beim Buhurt nicht nur um das Demonstrieren von Können und Stärke, sondern auch um die Kurzweil, gerade für die zuschauende Damenschaft. Leider befanden es die drei anderen Protector Honoris nicht für nötig, die Bedingungen für diesen Buhurt nochmals klar abzusprechen. Deshalb endete das Ganze in einem Eklat. Während die Herausforderer in einer Keilformation, angeführt vom 1. Ritter von Galadorn, Galan von Leutern, über den Plan preschten, versuchten die Gastgeber, in einem lockeren Schildwall einzelne Ritter aus der Formation zu fordern. Das ging natürlich nicht, denn bevor die einzelnen Forderungen ausgesprochen waren, brach der Keil durch den Schildwall durch. Nach einer Weile bildeten sich dann einzelne Kampfpaare, manchmal aber auch kleine Kampfgruppen. Am Ende beschwerte sich dann ein Ritter der Gastgeber, dass ihm beim Durchbruch des Keils durch den Schildwall ein Ritter der Herausforderer in den Rücken geschlagen hatte. Da die Gastgeberin auf die Schnelle kein Minnegericht einberufen konnte, bat sie um Rat von uns Protector Honoris. Auch hier kam der unterschiedliche kulturelle Hintergrund wieder voll zum Tragen, und meine Meinung wurde wieder überstimmt. So kam es, dass wir Protector Honoris der Gastgeberin und Gattin des Fürstbischofs, entgegen meinen Einwänden, empfahlen, dem Ritter eine unehrenhafte Kampfweise vorzuwerfen. Nach einem Ehrenduell urteilte die Gastgeberin, dass der Ritter vom Festbanket ausgeschlossen werden solle, und als Zeichen seiner Unehrenhaftigkeit sein Wappen auf dem Tischtuch entzweit werden solle. Das wiederum entrüstete etliche Damen der Reiche der Herausforderer, und so kam es, dass die Damen beschlossen, nicht an dem Festbanket teilzunehmen, und unser Rosenritter dazu auserkoren wurde, den Schild des Verurteilten, mit allen Gunstabzeichen der Damen der Herausforderer zum Festbankett zu nehmen, und der Gastgeberin mitzuteilen, dass ein Teil der Damenschaft deutlich anderer Meinung sei, und deshalb die Tafel mit dem von ihr ‚entehrten’ Ritter teilen wollten. Wie schon erwähnt, kann ich mir kaum einen Besseren als Greifi vorstellen, um sich (und uns) aus einer so prekären Situation wieder galant herauszuwinden; und dass, obwohl er sich diesmal nicht einmal, wie sonst häufig, selbst in diese brenzlige Lage gebracht hatte. Doch auch vor diesem großen Fall wurden, wie schon gesagt, viele Dinge an uns Protector Honoris herangetragen. Ich hatte ja, wie auch schon kurz erwähnt, im Schwertkampf etwas mehr Erfolg als beim Tjosten. Die erste Runde zog sich etwas hin, und so entschied der Turnierherold nach etwa 15 Augenblicken ein Unentschieden, und beide kamen weiter. Ich wollte mir gerade einen Gerstensaft zur Erholung genehmigen, da wurden bereits die Protector Honoris wegen einer Unstimmigkeit zusammengerufen. Kurz nach dem das endlich geklärt war, ging die Turney in die nächste Runde. Ich stand aber wieder vor dem Gegner aus der letzten Runde. Wir waren schließlich beide weitergekommen. Großartig, dachte ich bei mir, das kann ja wieder länger dauern. Ob das nun Zufall war oder gewollt, entzieht sich meiner Kenntnis. Letztlich hatte ich wohl doch den längeren Atem; gut, ich stand ja auch durch die Thaskarkriege und kleine Scharmützel mit dem Ordo Ultima ganz gut im Training. Nach gut zehn Augenblicken machte ich meinem Gegner dann endlich den Garaus. Danach war ich aber so richtig groggy. Als dann wieder jemand mit einer Protector-Sache ankam, wollte ich am liebsten abwinken. Ging aber nicht. Meine Ehre ließ das natürlich nicht zu. Glücklicherweise war die Sache kurz vor Beginn der nächsten Kampfrunde geklärt. Hier traf ich abermals auf einen Gegner, der gleich stark war wie ich. Es zog sich also wieder mal etwas hin. Immerhin kämpfte mein Gegenüber diesmal etwas offensiver als ich. Nachdem wieder über 10 Augenblicke die Kräfte gemessen wurden, merkte ich, dass meine Kräfte kaum mehr vorhanden waren. Doch auch für meinen Gegner war das die dritte Runde. Mittlerweile stand es vier Zähler zu vier Zählern, also wieder knapp. Da dachte ich mir, es sei wohl keine Schande, gegen einen Ebenbürtigen zu verlieren, wenn er mir einen guten Treffer setzt. Das tat er aber nicht. Stattdessen, streifte ich ihn, und der Herold zählte das als Treffer. Ohne Rüstung hätte dieser Treffer vielleicht schon etwas wehgetan. Jetzt trug mein Gegenüber aber eine Plattenrüstung. Ein Trefferchen wie der meine hinterlässt aber in einer Platte nicht einmal Kratzer. Das sagte ich auch dem Turnierherold, und dieser nahm den Treffer wieder zurück. Der letzte Schlag sollte schon ordentlich sein, und kurze Zeit später kam er dann auch. Der letzte Schlag. Ich bekam ihn ab. Er war zwar nicht wirklich gut, aber besser als der Schlag den ich setzen konnte. Im Nachhinein, endlich bei einem Gerstensaft, fragte ich mich schon, ob ich nicht doch meinen Weicheitreffer hätte zählen lassen sollen. Aber geschehen ist geschehen, und da schon wieder jemand ein Anliegen an uns Protector Honoris herantrug, war ich eigentlich ganz froh. Dafür hat sich mein Waffenknecht Ingolf beim Lanzenwerfen, oder schlicht: dem Sauspieß, gut gemacht. Da wurde er Zweiter. Er hatte aber auch viel geübt: Von der Burgmauer auf Thaskarer. Die waren mindestens dreimal so weit weg wie der Strohsack beim Turnier. Beim Bogenschießen hatte Ingolf schlechte Karten. Zwar war er auch hier durch die Jagt gut vorbereitet, und traf auch ganz ordentlich, die Konkurrenz war aber erdrückend. Die Familie Greifenstein war fast komplett angetreten, und so waren die vorderen Plätze für den Rest schier unerreichbar. Gottfried wurde aber nur Zweiter. Er wurde von seiner Gattin ausgestochen. Leider konnte ich nicht die ganze Zeit zusehen. Dazu hatte ich selbst einfach zu viel um die Ohren. Wenigstens beim Lanzenwerfen konnte ich meinen Waffenknecht anfeuern. Der Protector Honoris Posten hatte aber auch immense Vorteile. Wie sonst hätte ich mich beispielsweise ungezwungen mit der Königin von Galladorn unterhalten können. Dazu verlieh einem die Protector Honoris Schärpe, welche ich über die gesamte Zeit der Turney trug, einen hohen Bekanntheitsgrad und viel Ehrerbietung, wobei ich darauf achtete, selbiges mindestens im gleichen Maße auch zu erwidern. Eine nie endende Aufgabe, der ich mich aber gerne gestellt habe. Was heißt hier gestellt habe ; das geht ja weiter. Als Ritter hat man da immer zu tun. - Es wird Zeit, dass ich mal wieder Urlaub auf der Burg meiner Mutter mache. Hotel Mama, in rustikaler Umgebung, mit Panoramablick auf das unbefriedete, ehemalige Drakonien, für die Kurzweyl! Dazu benötigt meine Rüstung mal wieder intensive Pflege. Dumm, dass mein Knappe grade in der Falkenfurter Garde ist. Aber im Winter, am Kaminfeuer, was gibt es schöneres, als gemütlich bei einem Gerstensaft oder zwei am Kettenhemd zu stricken. Na ja, so ein bis zwei Dinge fallen mir da doch ein. Vorher muss ich aber noch nach Fürstenwalde zu Tante Ulfberga. Die wohnt jetzt im Genovevenstift nahe des Serafineums und hat mir einen Brief geschrieben. Offensichtlich hat sie sich dort schon gut eingelebt, denn der Brief wurde mir von Herzogin Serafina darselbst überreicht! Nicht, dass mich das übermäßig verwundert, hat Ulfberga von Schattenstein doch manchmal so eine Art, der kaum einer widerstehen kann. Dennoch ist es meine Lieblingstante. Nach der Turney kommt aber erst noch die königliche Jagd in Wolfengrund. Das darf ich nicht verpassen. Danach kann der Winter kommen. Vielleicht sollte ich doch erst zur Burg meiner Mutter. Dann kann ich im Herbst meine Mutter unterstützen, und nebenbei noch ein/zwei Flaschen Wolfengrunder Herzblut für Tante Ulfberga besorgen; den mag sie doch so gerne. Wenn ich das zeitlich gut plane, bin ich dann zum nächsten Ritterrat sowieso schon in Fürstenwalde. Dann verpasse ich auch nicht das adventliche Beisammensein bei Patric of Wilshore, egal wie schlecht das Wetter ist. Ein paar Tage Wolfengrund davor tut mir sicher gut. Hier bei der Turney hatten wir aber auch ein Stück Wolfengrund. Das hatten wir vor allem Imelda von Sand und Conrad von Dunkelstein zu verdanken. Ja, der ist wieder aufgetaucht aus Steinsberg; und ja, ich bin ihm tatsächlich dankbar. Ein Zustand, mit dem ich so nicht wirklich gerechnet hatte. Aber von Anfang an: Recht unerwartet, das heißt wir haben bereits gerüchtehalber davon gehört, kam Conrad von Dunkelstein zur Turney. Dieser war die letzten drei Jahre anscheinend im Feenwald in Steinsberg verschollen. Komisch, mir ist das nicht passiert, obwohl ich damals mit Aslac einige Male in Steinsberg war. Es gibt halt Dinge in die man seine Nase nicht stecken sollte und Plätze, an denen man nicht lustwandeln sollte. Das der Feenwald nichts für einen allerländischen Ritter ist, sollte sich so langsam herumgesprochen haben. Aber von den Wilshores wussten das bis vor kurzem auch noch nicht alle. Jetzt scheinen sie bemerkt zu haben, dass es dort Fettnäpfchen gibt, die tiefer sind als der durchschnittliche Wilshore groß ist; na ja, groß eher im körperlichen Sinne. So hochgewachsen sind die ja alle nicht. Ansonsten möchte ich den Wilshores natürlich niemals ihre Größe absprechen. Geoffrey ist ja sogar Graf, und das wird man auch nicht einfach so. Auch Patric ist viel herumgekommen und kennt sich aus. Letztlich sind aber alle wieder herausgekommen – und noch viel mehr… Zurück zu Imelda und Conrad: Nachdem Conrad so plötzlich wieder da war, konnte sich Imelda kaum noch zurückhalten und strebte eine sofortige Vermählung an. Die Vorbereitung dazu lag in den sicheren Händen der allerländischen Damen. Diese scheuten keine Mühen und sorgten für einen fürtrefflichen Rahmen. Für die Zeremonie kam sogar ein Arradach, und da dieser Vermählungen nur auf Wolfengrunder Erde durchführt, hatte er davon ein Eimerchen dabei. Wolfengrunder Boden in Normond; das hat was. Viele namhafte Gäste der anwesenden Reiche waren zugegen. Nur die Gastgeberin nicht. Da wurde leider vergessen, sie einzuladen. Sie traf deshalb erst zum Ende der feierlichen Hochzeitszeremonie ein. Als es dann noch versäumt wurde, sie nach der Feierlichkeit zu einem Umtrunk an unsere Tafel zu bitten, sanken wir Allerländer ziemlich in ihrem Ansehen. Das schaffte nicht mal Greifenstein wieder auszubügeln. Ich konnte das natürlich auch nicht, bekam es aber danach noch ein bis zwei Mal zu spüren. Wobei mich auch etwas Schuld traf. Wenigstens zum Umtrunk hätte auch ich sie an unsere Tafel bitten können. Mir ist es aber leider auch nicht aufgefallen, dass das keiner getan hatte. Erwähnenswert ist noch der letzte Kampf des Königs mit dem Bidenhänder. Hierbei traf der Gegner König Helmbrecht gleich mehrmals am Kopf. Der letzte dieser frevelhaften Schläge war ein frontaler Treffer am Hals, also in diesem Falle der Kehl-Kopf, welcher sich auf einer Turney einfach nicht geziemt. Ohne den Eisenkragen des Königs wäre ein solcher Treffer fast sicher tödlich. Doch dieser ‚Möchtegern-Ritter’ zog sich selbst nach diesem höchst unritterlichen Schlag nicht einmal aus dem Kampf zurück. Hätte nicht der Turnierfrieden geherrscht, wäre dieser unritterlich kämpfende Kontrahent auf der Stelle erschlagen worden. In diesem Falle hätte ich mich schon glücklich schätzen können, noch ein unerschlagenes Stückchen von ihm abzubekommen. Erstens stand ich auf der anderen Seite des Turnierplatzes, bei einigen Damen, und zweitens hätte ich wenigstens den zwei Herzögen den Vortritt lassen müssen. Den anderen Höhergestellten wahrscheinlich ebenso, trotz Wolfen-Bonus. Da wäre nicht viel übrig geblieben, auf dem ich noch hätte rumtrampeln können. Dazu kam es aber nicht. Der König sprach, nachdem seine Stimme wieder zu ihm zurückgefunden hatte, diesen Ritter in Allerland für vogelfrei und verzichtete auf andere Formen der Genugtuung, um kein politisches Desaster heraufzubeschwören. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eines zu erwähnen: Die Eisbombe beim Festmahl. Das Essen an sich war ja schon vielfältig und köstlich. Gut, wenn man sich den Fürstbischof anschaut; von irgendwoher muss er ja seine stattliche Figur haben. Die Eisspeise war aber wirklich der krönende Abschluss. Hätte der Arradach noch mehr der Wolfengrunder Erde mitgebracht, hätte ich direkt einen, oder vielleicht gar zwei Valentinsche Sterne vergeben können. Einzige Schmälerung in Sachen Essen war die kulinarische Zweiklassengesellschaft. Ich halte es für nicht angemessen, wenn der Gastgeber einzelne Gäste durch überaus extravagante und aufwendige Spezialessen beglückt. Ein gesonderter Rahmen und vielleicht auch noch besondere Kleinigkeiten halte ich für durchaus sinnvoll, nicht aber aufwendige Spezialmenüs. Noch auf der Heimreise verdaute ich munter vor mich hin. Da man sich mit einem solch großen Tross nur langsam bewegt, hatte ich bis zur Jagd aber wieder richtig Hunger.


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Gawain von Weinbergen Constantin Alberich von Tibur